Wissen teilen 45 – … es anders machen: Moderation in Online-Angeboten
Interaktives Arbeiten in Webformaten
Jaaa, das ist derzeit eine typische Arbeitssituation…
Was haben Sie aus den letzten Monaten „Online-Unterricht“ gelernt?
Es ist spannend zu reflektieren, was Online-Formate möglich machen können und wo die „kleinen und großen Stolperfallen“ liegen:
Wichtig:
Ich beziehe mich in dieser Zusammenfassung auf eine Moderation einer Online-Veranstaltung zu „Teamentwicklung und Gruppendynamik“, die normalerweise eine Präsenzveranstaltung für StudentInnen ist.
Ziel: den Ablauf von Teamentwicklungen besprechen und diskutieren, Themen und gruppen-dynamische Prozesse in Beziehung zu „abbildenden“ Team-Übungen setzen sowie den Transfer für das jeweilige Team herstellen: das Überdenken der eigenen Einstellung/ der Verhaltensmuster der Teammitglieder
Also eigentlich ein Ziel, dass Trainer am besten über eine stark erfahrungsorientierte Präsenz-veranstaltung vermitteln können.
Frage:
Wie schaffen wir es nun in Online-Formaten so viel wie möglich zu vermitteln – ohne in den reinen Frontalunterricht abzugleiten?
Vorbereitung:
Welches System möchte ich nutzen bzw. bietet mir welche Möglichkeiten? Was benutzen/ kennen die Teilnehmer bzw. können Sie (technisch) leicht bedienen? Inwieweit kann ich den Datenschutz gewährleisten? Wie viele TN in einer Veranstaltung sind mit dieser Zielstellung sinnvoll?
Ich habe mich für MS Teams entschieden, da ich Videos und Übungs-Unterlagen im Vorfeld in der Software anordnen kann und relativ schnell während der Veranstaltung in das jeweilige Medium mit der Gruppe wechseln kann. Es bietet mir also Interaktionsmöglichkeiten in Echt-Zeit.
TEAMS ist in der Zielgruppe nicht durchgängig bekannt, kann jedoch schnell über link/mail-Einladung aktiviert werden.
Die Datenschutz-/Schweigepflicht-Klärung gehört immer zur Trainertätigkeit. Technisch haben Moderatoren nur begrenzt Einfluss in den Systemen. Aber es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, die Teilnehmer auf die Option „Hintergrund auswählen“ hinzuweisen, so dass sie nicht ihre Privaträume ungewollt zeigen müssen.
Eine Gruppengröße von nicht mehr als 4-5 Teilnehmern ist sinnvoll.
Welche Informationen sollte ich im Vorfeld schon per mail an die Teilnehmer geben, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten?
Die StudentInnen hatten eine Arbeitsauftrag zu erfüllen und diesen zur vereinbarten deadline abzugeben. Dieser wurde in der Online-Veranstaltung zusammen ausgewertet.
Dokumente zu „Übungen“, die ausgedruckt werden sollten, wurden vorher per mail gesendet.
Alle Unterlagen und Videolinks, die in der Veranstaltung für die interaktive Arbeit notwendig waren, wurden erst kurz vor der Online-Veranstaltung per mail gesendet (nur als „Sicherheitsoption“, falls es technische Probleme gibt).
Auf die einfache technische Bedienung wurde im Vorfeld hingewiesen (viele Online-Teilnehmer brauchen diese Informationen, um sich im entsprechenden Moment sicher zu fühlen). Die Einladung an sich erfolgte kurz vor Beginn der Veranstaltung.
Was sollte man als Moderator vorbereiten?
Ich habe mich entschlossen, Inhalte prozesshaft am Flipchart zu entwerfen, Übungen zusammen durchzuführen, Gruppendiskussionen und mündliche Beiträge anzuregen (keine Chatfunktion!) und die Dynamik dieser Gruppen anzuregen durch den Wechsel der Elemente (Flipchart-Video-Übung-Gespräch/Diskussion…).
Die StudentInnen sollen auf die Arbeit mit Gruppen vorbereitet werden – daher ist die Interaktion und Auseinandersetzung mit anderen Menschen ein sehr wesentlicher Bestandteil! Dafür musste ich technische Details als Moderator beachten:
- einen externen Speaker, der meine Bewegungen im Raum „verzeiht“ und trotzdem eine gute Stimmübertragung gewährleistet
- eine externe Kamera, die ich so einrichten kann, dass ich immer „im Bild“ bleibe und auch das Flipchart gut sichtbar ist
- eine Lichtquelle, die warme Beleuchtung zulässt und damit das eigene Bild nicht verzerrt
- einen zweiten Laptop, der die Übertragung als Teilnehmer widerspiegelt (Gastzugang) und mich sehen/hören lässt, was bei den Teilnehmern genau ankommt (hier hatte ich externe Unterstützung)
- einen Bildschirm (z.B. TV), der in Blickrichtung der externen Kamera ist, so dass ich im Augen-Kontakt mit den Teilnehmern bleibe (die TN sind mit ihren Reaktionen gut auf dem TV-Bildschirm erkennbar und der Moderator richtet dann seinen Blick nicht auf den Laptop-Bildschirm – also weg vom TN – sondern in Richtung der TN. Für einige TN ist es sehr irritierend, wenn der Moderator sich anscheinend abwendet).
Technisch muss hier nur jeweils auf Rückkopplungen der Geräte geachtet werden und entsprechend der Ton ausgestellt werden.
Durchführung:
Worauf muss in der Interaktion/ im Verlauf geachtet werden?
Wahr-Nehmung:
Auf wen soll die Aufmerksamkeit während der Veranstaltung gerichtet sein und weshalb? Was ist der gewünschte Effekt, das Ziel?
In diesem Fall war das Ziel, die StudentInnen von ihrem eigenen „Spiegelbild“ in der Software abzulenken (sich nicht selbst zu mustern und ständig zu reflektieren), sondern sich mit den anderen TN und vor allem mit dem verbalen und nonverbalen Verhalten des Moderators zu beschäftigen: Wie wirkt dieser auf mich? Welche Verhaltensweisen irritieren, welche sprechen mich an – und was heißt dies in Bezug auf die eigene Wirkung bei Präsentationen und Moderationen?
Mikro an: Möchten Sie den Austausch, dann sollte dieser auch möglich sein.
Zumindest muss vereinbart werden, dass sprachliche Äußerungen erwünscht sind. Schalten die TN das Mikro zwischenzeitlich wegen Rückkopplungen aus, kann man das kurze Handheben vereinbaren und dann kommt nach der individuellen Zuschaltung die Wortmeldung.
Pausen: In jeder Präsenzveranstaltung werden Pausen als Selbstverständlichkeit eingeplant…
Wir alle wissen, dass wir nur eine begrenzte Zeit aufnahmefähig sind. Und doch werden in vielen Online-Formaten die Pausen nicht konsequent genug eingeplant. Ein „Zeitwächter“, der den Moderator zeit-verantwortlich unterstützt und die Zeit mit im Auge behält, ist hier ein gute Option.
Wir lernen nie aus, wir entwickeln uns mit den jeweiligen Anforderungen –
und es geht nicht immer alles…:
Auch ich freue mich auch jetzt schon wieder auf echte Präsenzen und die Möglichkeiten, die damit dann wieder einhergehen…?
Aber machen wir jetzt doch das Beste draus!
Ihre Antje Wegmeth