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Wissen teilen 35 – Neuigkeiten vom AFNB-Kongress am 16.12.2017

Mit Neu-Gier ins neue Jahr…

… ja, so macht es Freude mit Worten zu „spielen“ – und genau diesen Gedanken hat letzten Samstag vor allem Johannes Warth auf dem 9. AFNB-Kongress in Düsseldorf aufgegriffen:

 

Johannes Warth: „8 Samen der Achtsamkeit … oder was bleibt?“

Nach dem Motto: Du erntest, was Du säst, hat sich Herr Warth mit den acht Samen der Acht-sam-keit beschäftigt – und stellte zuallererst die Frage:

„In deinem persönlichen Ranking – wie stehst Du da?“ (siehe auch Wissen teilen 34: Kunst auf sich zu achten)

Da wir ja Rankings lieben, ist es für ihn schon etwas verwunderlich, dass wir in diesen alles Mögliche abbilden, aber wie und wann bilden wir die Einstellung von Menschen ab. Seine Erfahrung: Nicht einmal, wenn es um Ein-stellungen von Personal im Unternehmen geht, bilden wir die Einstellung der Kandidaten ab. Dabei ist doch gerade diese so wichtig für Lernprozesse, für den Umgang miteinander, für Entwicklung…. – „denn wer sich selbst achtet, wird auch geachtet“.

Und was bedeutet für uns Erfolg? „Er folgt“ – ja, er ist die Folge des Säens – also beginnt unser Erfolg mit unserer „Einstellung“.

Morgens im Spiegel erleben wir die erste Selbst-Reflexion. Und während wir uns nur kurz im Spiegel anschauen, müssen unsere Gegenüber dies den ganzen Tag lang tun. Sollte unsere Einstellung also nicht sein: „Das Beste, was dem Anderen heute begegnen kann, bin ich.“?

Vom Einzelnen bewegt sich Johannes Warth hin zur Gruppe – und nimmt auch hier unsere Sprache wunderbar unter die Lupe: „Mit-arbeiter hat man nur, wenn man selbst arbeitet.“

Ebenso schaut er sich Redewendungen und pauschale Aussagen an: „Hat es noch gar nicht probiert und sagt, er kann`s nicht.“ und zeigt uns, Jonglieren beginnt beim ersten Ball und Sprache lernen beim ersten Wort. Und wenn`s mal nicht klappt, heißt es weiter machen – und nicht „ich hab`s ja gewusst!“.

Aber der hemmende Faktor hier heißt ja oft: Furcht! „Ich fang doch nichts Neues an, da kann ich mich nur blamieren.“

 

Sein Aufruf: Lasst das „g“ in CHANGE doch „ge-hen“ und nehmt dafür das „c“!

Und denkt dran, wer bei Veränderungsprozessen nicht gleich mitmacht, muss später Blödsinn machen.“

 

Witzig auch das Wort-Spiel zu „Aus-Bildung: aus mit Bildung“, „Fort-Bildung: ich lasse mir diese Bildung noch zahlen und dann bin ich fort“ im Gegensatz zu „Weiter-Bildung“.

Viele, viele Fragen, die sich Herr Warth stellt – und damit auch uns :

Weshalb schaffen wir oft so viel unter schwierigsten Bedingungen? Weshalb unter sehr guten nicht? Liegt also wirklich alles an den Bedingungen?

Sinn: Was wollen wir bewegt haben am Ende unseres Lebens?

„Aus-Sieben“: Welche Erfahrungen möchte ich wirklich machen? Auf welche kann ich gut und gern verzichten?

…und verabschiedet sich mit einem „Hoch-Achtungs-voll“ von seinem PublikumJ

 

Fazit: Es macht immer wieder Freude, wenn Redner sich mit Sprache und deren Wirkung beschäftigen – und dies selbst in sehr wirkungsvoller und belebender Art vermittelnJ

 

Dr. Silvia Kober: „Neurofeedback In Training und Therapie“

Neurofeedback ermöglicht die willentliche Kontrolle der eigenen Gehirnaktivierung durch Rückmeldung von neuronalen Signalen und kann zu entspannungs- oder leistungssteigernden Effekten gezielt genutzt werden – ist dies wirklich so?

Es ist sehr interessant, wie häufig und in wie vielen unterschiedlichen Kontexten Neurofeedback – als Sonderform des Biofeedbacks – schon angewendet wird.

Nicht nur bei ADHS, Depression und anderen klinischen Störungen, sondern auch zur Leistungssteigerung, z.B. in mehreren Sportarten.

Die Rückmeldungen aus EEG oder MRT etc. werden vereinfacht bildlich oder akustisch dargestellt und an den User des „Trainings“ zurückgemeldet. Dabei werden die einzelnen Frequenzen bzw. Aktivitäten unterschiedlich dargestellt bzw. vertont – und der User der Methode wird aufgefordert, bestimmte Aktivitäten/ Frequenzen erkennen – und dann erzeugen zu lernen. Für eine bessere kognitive Aktivität, eine bessere Denkleistung beschäftigt sich der Proband also mit der Beta-Frequenz und versucht diese vermehrt zu erzeugen. Für eine erfolgreichere Entspannung wird das Erlernen der Alpha-Frequenz angestrebt.

Und während die Praxis über gute Erfolge berichtet, muss die Forschung hier etwas relativieren: Es fehlt an klaren Untersuchungsergebnissen. Unsere Welt ist nun mal sehr komplex und eine eindeutige Abbildung der Effekte, ein eindeutiger Nachweis von Zusammenhängen/ Korrelationen ist schwierig. Derzeit können Versuchsleitereffekte, Superplacebo-Effekte und Fake-Neuro-Feedbacks (Artefakte-Messungen im EEG, z.B. durch Blinzeln oder Zähnezusammenbeißen verursacht) noch nicht völlig ausgeschlossen bzw. wissenschaftlich eindeutig geklärt werden. Weiterhin stellen die Forscher immer wieder fest, dass es Leute gibt, die die eigene Gehirnaktivität trainieren können, aber bei der Vielzahl an Eigenheiten bei Menschen und deren Symptombildern,  gibt es auch immer wieder „Non-Responder“, also Menschen, die nicht auf die Methode ansprechen.

Fazit: Die Praxis verspricht viel. Es kommen immer mehr „Heim-Trainings“ auf den Markt. Jedoch kann zu der Anzahl der Behandlungen, der Länge und dem Aufbau eines Trainings in Bezug zu den gewünschten Effekten noch nicht auf alle Fragen geantwortet werden.

 

Und nun eine Zusammenfassung des Vortrags des Gesichtsexperten

Dirk W. Eilert: „Nie wieder Tomaten auf den Augen: Was die Mimik über unsere Gefühle verrät“

Was denken Sie: „Wie lang brauchen Sie, um die Mimik des Gegenübers zu entschlüsseln?“

Emotionen zu erkennen, lernen wir schon in der frühkindlichen Phase. Und wir sind wahre Gesichtsexperten in unserem Kulturkreis (siehe auch Wissen teilen 23), wir erschließen uns die Welt über die Mimik und Körpersprache der Anderen.

Doch welche Emotion wirklich gezeigt wird oder ob eine Emotion nur „vorgetäuscht“ wurde („falsches“ Lächeln), erfordert schon das Wissen, worauf man ganz genau achten muss:

Wunderbar wie Herr Eilert uns an Speed-Dating-Versuchen gezeigt hat, welche Muskeln der Gesichtsmimik wann zum Einsatz kommen und wie man sich erschließen kann, ob das Dating zu weiteren Gesprächen, zu weiteren Treffen miteinander führen wird oder nicht.

So haben wir die „Wackel-Dackel-Geste“, d.h. Lächeln und Nicken als soziales Schmiermittel. Achten wir weiterhin auf die Blick-Gewohnheiten des Gegenübers, wird uns mehr deutlich als wenn wir wie gewohnt nur auf die Sprache des Anderen achten. Dazu gehört jedoch auch eine gewisse Handy-Diät – der Fokus liegt auf der Gesichtswahrnehmung, auf der eigenen Empathiefähigkeit. Es gibt Untersuchungen dazu, wie eine Handy-Diät – im Sinne einer technischen Aus-Zeit, nicht eines Handy-Verbots –  die Empathiefähigkeit in einer Woche steigern kann…

Mimik also als Bühne der Emotionen, die genutzt werden möchte – und nicht durch Botox verfälscht oder ersetzt… Unsere Mimik ist wichtig, damit Andere sehen, wie es uns geht. Unsere Gesichter sind Magnete der Aufmerksamkeit!

So bewegt sich bei echter Freude der äußere Augenringmuskel: er kontrahiert, die Augendeckfalte bewegt sich nach unten. Gut zu sehen an den sich nach unten bewegenden Augenbrauen. „Die Augen lachen mit.“, so wird es oft beschrieben. (Die Schultern gehen dabei zusätzlich leicht nach oben. Der Kopf geht leicht zur Seite – dies geschieht durch die Ausschüttung von Oxytoxin.)

Oder kennen Sie den „Schiebetür-Effekt“? Er tritt bei unerfüllten Bedürfnissen auf – hier geht die Augenbrauen-Innenseite hoch. Gleichzeitig steigt der Stresspegel und dies äußert sich zum Beispiel durch Kratzen im Gesicht, einer schnellen Auf/Zu-Bewegung des Mundes und/ oder vermehrtes schnelles Blinzeln. Natürlich immer zu betrachten im Bezug zur Baseline, also dem Wert, der bei dieser Person normal ist.

Typische Beruhigungsgesten sind neben dem Kratzen auch das „Lippen anfeuchten“ oder das Spielen mit Gegenständen.

Stress reduziert unsere Gestik! Die Körpersprache ist ausdrucksstärker als Inhalte im Gespräch – bei Stress hören wir immer mehr auf uns zu bewegen!

Mimikforscher sprechen weiterhin von Ampel-Momenten. Das sind die Momente, in denen sich entscheidet, ob Sie bekommen was Sie wollen. In diesen Momenten werden auch Stress- bzw. Beruhigungsgesten gezeigt. Durch den Stresspegel und die entsprechenden Signale zeige ich meinem Gegenüber, dass mir die Sache wichtig ist. Die beste Kombination ist hier: „1:1 Glücks- und Stress-Signale gesendet“ – ein guter Vorhersagefaktor für eine positive Antwort, zum Beispiel beim Flirten im Speed-Dating.

Das Erkennen von Emotionen ist einfach, wenn wir die Zeichen kennen. Stolz zum Beispiel zeigt sich in einer kurzzeitigen „Kopf in den Nacken“-Bewegung (Testosteron wird ausgeschüttet).

Befinde ich mich jedoch in einer Ziel-Blockierung – möchte also eigentlich über was Anderes reden als das Gegenüber und ärgere mich gerade – dann kann das Erkennen des „Schiebetür-Moments“ vom Gegenüber genutzt werden: er spricht kurz mein Gefühl an. Mein limbisches System kann herunterfahren, der präfrontale Cortex nimmt seine Arbeit wieder auf – und wir können wieder miteinander kommunizieren.

Nun zum kraftvollsten Gesichtsausdruck: dem Lachen!

Kinder lachen täglich bis zu 400x, Erwachsene 15x – Tote gar nicht….

Wie oft lachen Sie?

 

Fazit: …braucht es hier nicht…

 

 

Lachende Grüße und Freude beim Lesen,

Ihre Antje Wegmeth

 

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