Wissen teilen 33 – Besser ein „Nein“?!
Besser ein „Nein“ als gar keine Antwort?
Ist es also durch diese minimale Aufmerksamkeit schon einfacher, mit unseren negativen Gefühlen umzugehen, die sofort entstehen, wenn wir eine Situation erleben, in der wir – vermeintlich oder real – „ausgeschlossen“ werden?
Diese Frage beschäftigte Psychologen der Universität Basel.
Stellen Sie sich vor, Sie bewerben sich auf eine Stelle, erhalten den Job jedoch nicht.
Der Verstand sagt uns, dass schließlich nur „Eine/ Einer“ diese Stelle bekommen konnte – und doch reagieren wir auf diese Zurückweisung, die einem sozialen Ausschluss gleichkommt, oft mit negativen Gefühlen.
Warum? Wir sind sehr sensibel in Situationen von sozialer Ausgrenzung – fundamentale Bedürfnisse des Menschen nach Zugehörigkeit, Selbstwertgefühl und Kontrolle werden hier bedroht. Und wir möchten eine Bedeutung für Andere haben – erleben diese jedoch in diesem Moment nicht.
Darum ist es für uns extrem wichtig, dass und wie wir die entstandenen negativen Gefühle für uns erträglicher werden lassen können.
Und nun kommen die Ergebnisse der Basler Psychologen ins Spiel:
Sie haben herausgefunden, dass „jede Form der Anerkennung hilft“. „Die Art der Anerkennung – ob positiv oder negativ – spielt dabei keine Rolle.“ Wir reagieren bereits auf kleinste Anzeichen von Integration und Aufmerksamkeit.
Die Forscher haben dies in Situationen simuliert, die erst eine soziale Ausgrenzung beinhalteten (die Teilnehmenden wurden ausgeschlossen aus sozialen Prozessen). Dann wurde minimale Aufmerksamkeit induziert durch Übermitteln einer neutralen, netten oder unfreundlichen Nachricht.
Wofür ist dies relevant?
Haben Sie es vielleicht auch schon mal erlebt, dass man Ihnen keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt hat, Sie regelrecht ignoriert hat, Sie mit Ihren schlechten Gefühlen nach einer Absage einfach allein gelassen hat – ohne ein weiteres Wort. Dies geschieht oft nicht aus bösem Willen Ihres Gegenübers, sondern aus der Unsicherheit im Umgang mit Absagen, mit negativer Rückmeldung.
Dabei ist – wie die Basler zeigen – schon eine minimale Rückmeldung für uns so wichtig in diesem Augenblick.
Egal ob also Personalverantwortlicher, Auftraggeber, Vermieter – die Bedeutung während der Auswahlprozesse liegt beim Mindestmass an Aufmerksamkeit dem Bewerber gegenüber. Besser ein „Nein“ als gar keine Antwort, so die Basler Wissenschaftler.
„Auch bei berechtigter Kritik am Arbeitsplatz sind Arbeitnehmer langfristig zufriedener mit negativer Resonanz, als wenn sie gar keine Rückmeldung bekommen.“ Dies ist vor allem bei Mobbing am Arbeitsplatz oder in der Schule ein relevanter Punkt – denn es ist bekannt, dass soziale Zurückweisung ebenso schlimme Folgen haben kann wie aktive Aggression.
Aber wie können wir nun selbst daran arbeiten, ein „Nein“ auch wirklich zu formulieren, zuzulassen?
Hier eine kleine Handlungshilfe zum Selbst-Ausprobieren: Anne v. Stappen: Das kleine Übungsheft – Grenzen setzen – nein sagen. trinity-Verlag; Berlin, München, 2012.
Und heute noch ein Tipp zu weiteren Themen:
Im Mai war ich auf Einladung der GfeO – Gesellschaft für empirische Organisationsforschung zur Tagung der Psychologen in Regensburg – und es waren echt spannende Themen, die Sie gern genauer unter http://psyche-und-arbeit.de/?page_id=6495 kennen lernen sowie „anhören“ können.
Interesssant fand ich die Verbindung von Persönlichkeits- mit Stressfaktoren von Dr. Cornelia Nussle Achermann im „Zuger Stress- & Persönlichkeits-Profil“ – ein Ansatz von dem ich bislang so noch nicht gehört hatte.
Auch der sehr praxis-orientierte Ansatz von Frau Ursula Theresia Fuhrmann zu „Embodiment & Betriebliches Gesundheitsmanagement“ könnte für diejenigen unter Ihnen, die im BGM-Bereich arbeiten, von Interesse sein.
Weiterhin gab es Vorträge zu „humanistischer Führung“ und zu „Psychotherapie heute“.
Hören Sie doch mal rein:-)
Herzliche Grüße,
Ihre Antje Wegmeth
Originalveröffentlichung: Selma C. Rudert, Andrew H. Hales, Rainer Greifeneder & Kipling D. Williams: When silence is not golden: why acknowlegment matters even when being excluded.Personality ans Social Psychology Bulletin (2017).
Anmerkung: Der Artikel ist sehr klar und allgemeinverständlich verfasst, so dass ich dieses Mal wenig selbst zusammengefasst oder angemerkt habe. Die meisten Informationen konnte ich „eins zu eins“ aus der Veröffentlichung übernehmen.
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